Nicht nur für Enttäuschung sondern für helle Empörung sorgt der aktuelle Kompromiss im Tarifstreit im öffentlichen Dienst bei den Servicebeschäftigten am Klinikum Nürnberg. Viele von ihnen sehen sich durch die Inflation aufgrund schlechter Bezahlung vor existenziellen Problemen. Ausgerechnet sie sollen nun den Inflationsausgleich nicht erhalten, der in Postsdam als erste Etappe für 2023 anstelle einer echten Tariferhöhung ausgehandelt wurde. Doch das wollen sich die Kolleginnen und Kollegen nicht gefallen lassen, die erst im Januar 2024 voll in den TVöD wechseln werden.
Nach monatelangem Ringen hatten sich vor zwei Jahren die outgesourcten Beschäftigen der Klinikum Nürnberg Servicegesellschaft (KNSG) die Wiedereingliederung erstritten. Das fand weit über die Grenzen der Region hinweg Beachtung. Denn Outsourcing und Lohnungleichheit sind bundesweit ein Problem. Überall wurden dadurch in den letzten Jahrzehnten unverzichtbare Arbeitskräfte der Kliniken schlechter gestellt. Denn im deutschen Gesundheitssystem, dem Profitorientierung verordnet wurde, sind die Personalkosten eine Schraube an der immer wieder gerne gedreht wird, weil sich hier die Kosten am leichtesten senken lassen, wenn die Betroffenen sich nicht zur Wehr setzen.
Weil die Einkommen am Klinikum immer mehr auseinander gedriftet waren, wollten die Beschäftigten die damit verbundene Spaltung und die Ungerechtigkeit schließlich nicht mehr hinnehmen. „Ein Krankenhaus, ein Team“ war im Tarifkampf 2020 auf vielen Protestschildern zu lesen. Aktionen und Warnstreiks, die die Servicekräfte gemeinsam mit ihrer Gewerkschaft ver.di organisierten, stießen auf große Sympathie bei der Bevölkerung. Dies zwang schließlich den Nürnberger OB und den CSU-regierten Stadtrat zum Einlenken. Die Wiedereingliederung konnte durchgesetzt werden.
Vereinbart wurde mit ver.di der vollgültige Eintritt in den TVöD im Januar 2024 bei schrittweiser Übernahme des aktuellen Tarifs. Von echten tarifwirksamen Entgelterhöhungen hätten daher auch die Kolleginnen der KNSG profitiert, nicht jedoch von den jetzt geplanten Einmalzahlungen. Die sprichwörtlich lachende Dritte wäre die Stadt Nürnberg. Angesichts der Inflation hatte sie im Haushalt ja bereits eine kräftige Lohnerhöhung einplanen müssen. Nun könnte sie zweieinhalb Millionen, die bei den 800 KNSG-Beschäftigten eingespart würden, in eines ihrer Prestigeprojekte stecken.
An den Kliniken in der Metropolregion stößt der Tarifkompromiss ohnehin verbreitet auf Ablehnung. Die Krise soll wieder einmal auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden, heißt es. Einmalzahlungen und anschließende Tariferhöhung werden den Reallohnverlust nicht ausgleichen.
Dass gerade diejenigen in diesem Jahr leer ausgehen sollen, die am stärksten von der Teuerung betroffen sind, empört natürlich auch ihre KollegInnen bei Pflege, Therapie und anderen nach TVöD bezahlten Tätigkeitsbereichen. Gemeinsam wollen sie nun erneut auf die Straße gehen und einen Inflationsausgleich für alle Beschäftigten erstreiten.