„Uns treibt die Wut“, sagt Antje Hauptmann, Fachpflegekraft am Klinikum Nord. Woher diese Wut kommt? Das wissen alle, die heute zusammen auf der Straße sind. Mehr als 2000 Beschäftigte aus mittelfränkischen Kliniken treffen sich vor dem Krankenhaus im Nürnberger Norden. So viele sind es, dass die Streikwesten ausgegangen sind.
Einer der Gründe für die Wut ist das Angebot der Arbeitgeber. Statt 10.5 Prozent werden 5% geboten und das schrittweise über mehr als zwei Jahre. Dazu soll es noch eine Sonderregelung geben, nach der die Beschäftigten unter bestimmten Umständen auf Lohn verzichten sollen. Als Trostpflaster soll eine Einmalzahlung von 2500€ dienen.
Ein Demozug bildet sich. Er zieht durch die Innenstadt. Immer wieder rufen die Streikenden: „Heute ist kein Arbeitstag, heute ist Streiktag“. Abschluss ist am Gesundheitsministerium. Hier ist die richtige Adresse, um klar zu machen, was man von der Verhandlungsführung der Arbeitgeberseite hält.
„Es ja eigentlich ein „Angebot“ von -1%“ ruft Inge Hammer von der Erlanger Bezirksklinik vom Lautsprecherwagen: „Die werden noch von uns hören!“ Dafür gibt es Applaus. Denn viele hier empfinden das Angebot, das die Inflation bei weitem nicht ausgleichen würde, als Hohn. „Stand der Dinge, Augenringe“ hat eine auf ihr Schild geschrieben. Das bringt es auf den Punkt. Die Überlastung, die seit Jahren beklagt wird, kommt vom Personalmangel. Der wird aber nicht beseitigt, wenn sich die angebliche Wertschätzung der wichtigen Tätigkeiten so wenig auf dem Gehaltszettel ausdrückt.
Dass es einen Pflegenotstand gibt, ist in der Öffentlichkeit inzwischen bekannt. Die Überlastung ist aber keineswegs auf die Pflege beschränkt, wie jeder weiß, der am Krankenhaus arbeitet. Sonja Lang, die in der Klinikum Nürnberg Servicegesellschaft (KNSG) arbeitet und dort z.B. für die Hygiene im OP sorgt, findet drastische Worte: „Es ist unter aller Sau. Wir können unseren Job eigentlich nicht mehr richtig machen, weil wir wegen Personalmangel unter Zeitdruck stehen. Wir sind doch nicht der Abschaum, der am Ende steht. Nein, wir stehn dafür da, dass es den Patienten gut geht“, erklärt sie.
Sie und ihre Kolleginnen und Kollegen hatten vor 2 Jahren monatelang gestreikt und demonstriert und schließlich erreicht, dass im outgesourcten Servicebereich wenigstens wieder TVöD gilt. Der Kampf und der Erfolg hat sie zusammengeschweißt und anderen gezeigt, was man erreichen kann, wenn man zusammenhält. Doch die Inflation droht die bisher erreichten Gehaltsaufbesserungen wieder aufzufressen. Brigitte Z., die ebenfalls in der KNSG als Teamleiterin tätig ist, nennt als Beispiel eine Kollegin, die 36 Wochenstunden arbeitet. Nach allen Abzügen und Fixkosten blieben ihr 250 Euro zum Leben, am Tag seien dies 8,93 €. „Das ist ein Skandal. Die Mieten steigen um 5%. Meine Mitarbeiter haben Angst vor der Nebenkostenabrechung. Da muss jetzt endlich was passieren“, fordert sie hörbar empört.
Was mindestens passieren sollte, das wird wieder und wieder skandiert: „Was wollen wir? 500 Euro“ Denn die Forderung der Gewerkschaft ver.di und der Streikenden lautet 10.5%, mindestens aber 500 Euro. Dies käme natürlich am meisten den Beschäftigten zu Gute, die in der Gehaltsskala unten stehen. Und das wäre nur gerecht, finden alle hier.
Weitere Streiktage sind für 21. und 22. März angesetzt. Viele rechnen damit, dass es nicht die letzten sein werden. Denn bisher gibt es keine positiven Signale der Arbeitgeberseite und die Streikbereitschaft ist da – und sie wächst weiter.